Ein ganz persönliches Willkommensgeschenk
Eine Gruppe von Bedburgerinnen schloß sich zusammen, um den Kindern der Regelunterkünfte eine besondere Freude zu bereiten.
Ein Bericht von Steffi Bovelet
Ende August habe ich es endlich geschafft einige Dinge zusammen zu packen, die wir nicht mehr benötigen – und andere wahrscheinlich umso dringender. Mein Mann und ich verabredeten uns mit Julia Weitz direkt vor der Asylunterkunft in der alten Schule in Lipp, um die Sachen (Handtücher, Decken, Geschirr, Haushaltsgegenstände, Kinderspielzeug, Gesellschaftsspiele…) dort abzugeben.
Wir fuhren ehrlich gesagt mit gemischten Gefühlen los, weil wir nicht wussten, was uns erwartet und wir auch noch nie in einer Asylunterkunft waren. Als wir dort ankamen, begegneten wir sympathischen, sehr aufgeschlossenen und dankbaren Menschen und die Bedenken waren schnell aus dem Weg geräumt.
Es waren auch zwei kleine Kinder dabei und der Gedanke an diese beiden brachte mich zuhause dann auf die Idee, die Kinder in der Unterkunft mit selbstgenähten Mützen und Halssocken zu versorgen.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich startete einen Aufruf über Facebook und sehr schnell fanden sich weitere Nähbegeisterte, die sich gerne an diesem Projekt beteiligen wollten – die einen wollten nähen, andere lieber stricken und häkeln.
Anfang September trafen wir uns dann zum Kennenlernen in der Kneipe „Bei Manni“ in Kirchherten und schmiedeten erste Pläne, wie man das ganze einigermaßen sinnvoll aufziehen könnte. Inzwischen hatten wir das Ziel, alle bereits in der Stadt Bedburg lebenden Flüchtlingskinder mit den selbstgenähten Sachen zu versorgen.
Es vergingen gut 1,5 Monate, in denen jeder nähte so wie es zeitlich passte. Da am Tag nach unserem Treffen allerdings die ersten Menschen in der Dreifachturnhalle untergebracht wurden, stellten einige von uns das Nähen zurück und engagierten sich direkt vor Ort, denn dort gab es mehr als genug zu tun. Sie sind auch heute noch dort aktiv und helfen mit Rat und Tat – ein toller, unbezahlbarer Einsatz!
Am 28.10. konnten wir unsere Werke dann endlich verteilen. Wir trafen uns mit Julia vor der Unterkunft, wurden wieder herzlich empfangen und ich musste
schmunzeln, als ich unsere im August gespendeten Handtücher auf der Wäscheleine sah – sie sind also bei den Richtigen angekommen.
Wir wurden in eine der „Wohnungen“ eingeladen – ein ehemaliges Klassenzimmer, das in der Mitte durch Spinde „geteilt“ ist und somit von zwei Familien genutzt werden kann – wie man uns berichtete, teilen sich insgesamt 9 Personen diesen Raum. Wir setzten uns auf die Couch und es wurden noch fleißig Stühle herbei geschafft, damit auch alle einen Platz fanden. Schnell brachte man uns auch Orangensaft – in den Gläsern, die wir ebenfalls im August dorthin gebracht hatten. Inzwischen waren wir bereits ungefähr 25 Personen und die Kinder guckten neugierig in unsere Taschen und Körbe. Jeder durfte sich aussuchen, was ihm gefällt und wir waren sehr erleichtert, dass kein Kind leer ausgehen musste (da wir nicht genau wussten, wie viele Jungs und Mädchen in welchem Alter dort wohnen, haben wir „ins Blaue“ genäht – in der Hoffnung, dass alles irgendwie passt und gefällt).
Zusätzlich gab es noch für jedes Kind eine Tafel Schokolade, die auch von allen sofort verputzt wurde. Ich habe lange kein Kind mehr gesehen, dass sich so sehr über eine Tafel Schokolade freut…
Im Anschluss daran verteilte ich mit Julia noch ein paar weitere Mützen und Halssocken an Kinder, die im alten Toomgebäude untergebracht sind und auch hier wurden wir freundlich begrüßt und herzlich verabschiedet.
Es war ein tolles Projekt, das sehr viel Spaß gemacht hat und die Freude in den Augen der Kinder ist ein unbezahlbarer Lohn.
Es war bestimmt nicht die letzte Aktion.
Steffi Boveleth